SKF in Schweinfurt liefert Teile für die leistungsstärkste Gezeitenturbine der Welt

2022-10-15 03:01:00 By : Mr. zhao li ming

Strom dank Ebbe und Flut

Die neue Gezeitenströmungsanlage „O2“ liefert Energie aus dem Ozean. Den nötigen Antriebsstrang dazu liefert das schwedische Unternehmen SKF. Wichtige Komponenten stammen aus dem fränkischen Standort Schweinfurt.

Schweinfurt. Saubere Energie aus dem Meer: Die liefern sogenannte Gezeitenströmungsanlagen. Am Meeresgrund verankert, gewinnen sie auf hoher See mit der Gezeitenströmung Strom – dank der Kraft von Ebbe und Flut.

In solchen Anlagen steckt auch Technik des schwedischen Industrieunternehmens SKF, das im unterfränkischen Schweinfurt einen großen Standort mit mehr als 4.000 Mitarbeitern betreibt. Hochbelastbare Drehkranzlager, automatische Schmiersysteme, Gleitlager und weitere Komponenten gehen an den schottischen Hersteller Orbital Marine Power. Seit dem ersten Orbital-Gezeitenkraftwerk 2011 arbeiten die beiden Unternehmen zusammen.

Für das jüngste Projekt von Orbital, die neu entwickelte Gezeitenturbine „O2“, geht SKF noch einen Schritt weiter. Statt ausschließlich hochseetaugliche Komponenten beizusteuern, liefert das schwedische Unternehmen den kompletten Antriebsstrang. Rotor und Getriebelager kommen aus Schweinfurt.

„O2“ ist ein 74 Meter langer Schwimmkörper, der auf beiden Seiten eine Ein-Megawatt-Turbine trägt. Die dort installierten Rotoren weisen einen Durchmesser von 20 Metern auf. Die gesamte Rotorfläche von mehr als 600 Quadratmetern ist die größte, die bislang an einem einzelnen Schwimmkörper installiert wurde. Damit kann das Kraftwerk genügend elektrische Energie für mehr als 1.700 Haushalte aus Nordsee und Atlantik erzeugen.

„In den schwimmenden Gezeitenturbinen steckt ganz sicher großes Potenzial“, prognostiziert Michael Baumann, Business Development Manager im Bereich Marine and Ocean Energy bei SKF. Zwei Vorteile, die sie ökonomisch attraktiv machen: „Sie weisen vergleichsweise niedrige Installations- und Betriebskosten auf“, erklärt er.

Die Rotorblätter selbst lassen sich um 360 Grad drehen. Ihre ebenso sichere wie dynamische Steuerung maximiert den Wirkungsgrad des Kraftwerks – gleichgültig, in welche Richtung das Wasser gerade fließt. Der Schwimmkörper muss so nicht immer wieder neu nach den Gezeitenströmungen ausgerichtet werden.

Bei SKF hofft man darauf, dass man von der eigenen neue Rolle im Geschäft mit Gezeitenenergie profitieren wird. „Mit dem Schritt vom Teile- zum Komplettlieferanten eines voll integrierten Antriebsstrangs stärken wir unsere Position auf diesem Sektor“, sagt Thomas Fröst, President Industrial Technologies von SKF.

Das Unternehmen ist in diesem Segment ohnehin schon gut positioniert. Denn SKF kann für Gezeitenstrom-Anwendungen auf Know-how zurückgreifen, das auch in anderen Geschäftsbereichen wichtig ist. So haben insbesondere Windturbinen und elektrische Pod-Antriebe für die Schifffahrt ähnliche Anforderungen.

Das Ziel für 2030 sind 65 Prozent Ökostrom-Anteil. Dafür müssten täglich vier Windräder gebaut werden. Aktuell ist es nicht mal eines. Das gefährdet die Energiewende und die Klimaziele der Industrie. Und auch den Kohleausstieg.

Noch liefert Braunkohle der Niederlausitz die Energie für die Industrie. Jetzt investiert die BASF in Schwarzheide 73 Millionen Euro, um künftig auch Wind- und Sonnenenergie für die Produktion nutzen zu können.

Offshore-Windparks liefern immer mehr Strom, berichtet das Kasseler Fraunhofer-Institut IEE in einer Studie. Danach werden Windräder 2030 an 363 Tagen pro Jahr Strom erzeugen – und so zu einem Garanten für Versorgungssicherheit.

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